How can I move? Ein Portrait von Gudrun Gut
Autor: Judith Schnaubelt Stand: 12.10.2012
Seit mehr als 30 Jahren ist Gudrun Gut im Lande Punk, Pop und Electronica aktiv unterwegs, durchaus auch mit feministischer Verve. Während sie mit Judith Schnaubelt Kaffee trinkend in ihrer Berliner Küche sitzt und im Hinterhof die Vögel singen, erzählt Gudrun Gut von ihren Erinnerungen.
“Mein Erinnerungsvermögen ist nicht so groß, weil ich immer so aktiv in der Gegenwart lebe. Ich bin ja so ein absoluter Jetzt-Typ, sauge auf, was um mich herum passiert und verarbeitete das auch meistens in meiner Musik.”
Zum Glück hat Gudrun Gut dann doch kein Problem, über ihre bewegte Vergangenheit zu sprechen, ganz ohne nostalgische Anwandlungen. Die würden auch nicht passen zu der Frau, die in den späten 70er Jahren die Lüneburger Heide verließ, um in Berlin als erster weiblicher Punk mitzumischen.
Die dann mit Bass, Schlagzeug oder elektronischen Instrumenten die Underground-Band Din A Testbild oder die frühen Einstürzenden Neubauten verstärkte. Die anschließend Mania D und Malaria mitbegründete, jene vor allem in London und New York viel beachteten Frauenbands.
„Ich hielt Gudrun Gut damals echt für die modernste Frau auf diesem Planeten. Und ich hab später erfahren, dass Blixa Bargeld das auch so sah“, erinnert sich der Musiker Frieder Butzmann in Jürgen Teipels Doku-Roman über die deutsche Punk- und New Wave-Szene „Verschwende Deine Jugend“.
Mitte der technoiden 90er Jahre rief Gudrun Gut den kollektiv agierenden Berliner Oceanclub ins Leben und startete anschließend zu einer internationalen Solo-Karriere durch. Auch heute noch prägt Gudrun Gut das Musikleben der hauptstädtischen Independent-Szene als Musikerin, DJ und Labelchefin von Monika Enterprise stark mit. Warum sie auf ihrem neuen Album „Wildlife“ trotzdem die Frage „How can I move?“ stellt, beantwortet sie im Zündfunk-Generator.