Barbara Morgenstern, die mir vor Jahren, also gewissermaßen in ihrer Hochphase des Eingebundenseins in die Berliner Tanz- und Clubmusiken, schon berichtete, dass für sie eigentlich alles am Piano beginnt (und endet). Raus aus Hagen, werde Indie-Popstar. Vorab erscheint die E.P. Beide mit Versionen und alternativen Songs, dann kommt das ganze Album Doppelstern, Barbara Morgenstern war (fast) immer mit Berlin und nicht ihrer Heimatstadt Hagen verbunden, sie stand für Wohnzimmerkonzerte, Billigelektronik-Equipment, ohne jemals trashig sein zu wollen. Eher im guten Verständnis alternativ, sie war und ist die Pop-Queen des guten Geschmacks und manche Songs haben mir aus diversen Gründen schon die Tränen in die Augen gejagt. Wenn auch Sympathie, Empathie und Bescheidenheit auf Dauer als Zuschreibungen evtl. nerven können, halte ich das für ein absolutes Kompliment. Noch schöner, dass Frau Morgenstern nun durchaus mal dick auffährt und viele Gäste dabei hat, die gemeinsam mit ihr die Songs verantworten, ausnahmslos spannende Leute wie auf der E.P. erneut Robert Lippok und Schneider TM, auf dem Langspieler Richard Davis, Hauschka, Justus Köhncke, T.Raumschmiere, Gudrun Gut oder die bezaubernde Lucrecia Dalt, die eher irritiert wirkte, als ich sie nach einem phantastischen Konzert darauf ansprach, dass sie für mich musikalisch ein Update der coolen Elemente eines Sounds, der mal für den New und No Wave von Brüssel stand, verkörpere, wohl bemerkt in der 2.0-Version. Diese Vernetzung innovativer Leute passt zu Morgenstern. Eigentlich auch alles egal, weg mit den Kontexten und wieder nur auf das Eigentliche konzentriert: Seit Vermona ET 6-1 von 1998 ist sie bei Gudrun Guts Label Monika Enterprises, und Doppelstern ist ein echtes Best Of in Form gänzlich neuer Songtracks und belegt, wie zeitlos Morgensterns Stücke sind. Die Welt wäre eine bessere, wenn noch mehr Menschen Barbara Morgenstern hören und mögen würden: Gleich ist gleicher als gleich mit Lucrecia Dalt. Dazu mal soviel. Und dann Facades mit Julia Kent. Ein Universum.
Text: Prof. Christoph Jacke