GUDRUN GUT – Moment
Monika Enterprise/Indigo
Dieser “Moment” ist einer jener seltenen, denen das Attribut “zeitlos” zugeordnet werden darf. Zeitlos, weil jeder banalen Aktualität entrückt (und gerade deshalb so gegenwärtig); zeitlos, weil auch musikalisch außerhalb modischer Referenzsysteme; zeitlos, weil im Gut-Kosmos genauso dicht an Malaria wie an Miasma wie am Ocean Club. Zwischen SoundScape und technoidem Engtanz, mit Vieldeutigkeit und Konsequenz, für Hirn und Beine, als knarzende AvantEtude oder Bowie/Eno-Cover. Kontrast und Synergie: “Lover” ist eine tour de force durch schlaue elektronica-settings im wild-erotischen Phaser-overkill, gleich danach haucht GG hinter einem fein gewebten SynthVorhang eine von Abschiedsschmerz getränkte Ballade (Glieder), eigentlich sogar zwei (Biste schon weg?). Und wer denkt, “Baby, I Can Drive My Car” ist zwar ein schicker Underground-Club-tune, als Slogan aber vielleicht etwas platt-feministisch, der hat überhört, dass wir hier gerade “in Saudi-Arabia” unterwegs sind. Man darf also durchaus denken beim Tanzen: catch the moment!
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Karsten Zimalla