NATALIE BERIDZE Guliagava (Monika Enterprise, Monika87): Electropop aus Tiflis, aber ganz angepasst an jene posteuphorische Internationale, die statt ძვირფასო Love sagt und singt. Denn die junge Georgierin, die eine Zeit lang in Berlin gelebt und als Tba Scheiben bei Max Ernst und Monika Enterprise herausgebracht hat, sie singt mit leicht melancholisch angedunkeltem Sopran, dem dann auch Sand im elektronischen Getriebe entspricht. Der Beat bei ‘Fishermen 2015’ ist jedenfalls schleifend und schnappend und auch die orchestrale Pracht bei ‘Hello’ reibt sich an Widerständen und der Gesang dringt nur schwer zur Verständlichkeit durch. Der Flow steht wie in Gegenwind und schleppt zuckende Kaskaden hinter sich her. Vielspuriges Durcheinander lässt aber bei aller Verunklarung doch auch die Überzeugung durchschimmern, dass das Licht die Oberhand über das Dunkel behält: If you ask me, the light is winning. Der Gesang dämpft sich manchmal auf ein bloßes Sprechen, fast Wispern. Bei drei Tracks unterstützt von ihrem Landsmann Gacha Bakradze, dessen Handschrift in den Beats von ‘Those Things’ gut zu hören ist, versucht sich Beridze vom Ballast des Vergangenen zu befreien (‘Museum on your Back’) und neue Abwege zu finden (‘Tore up all my Maps’). Weder die starke Erregung der Sounds noch ein hohes Tempo des Beats können den Grauschleier abschütteln, der diese Poesie überzieht, nicht bei ‘Docha with Fading Grey’ und schon gar nicht bei der Tristesse von ‘Black Spring’ und dem Zwielicht von ‘Opening Night‘. [BA 90 rbd]