Zu »Goin’ Up the Country« sah selbst Woodstock aus wie ›Woodstock‹, glaubt man Michael Wadleighs Bilderregime – wenn auch etwas riefenstahlesk, wie da die schönen Körper den Abendhimmel anbeten. Canned Heat selbst sieht man im Woodstock-Film nicht, und so ist jede Version des Liedchens auch eher Kommentar zu den kollektivbewussten Bildern denn eine Auseinandersetzung mit der Musik. Gudrun Gut geht auf dieser limitierten 7“ das ganze as punk as punk can an: Die Geilheit des Materials noch einmal offenlegen und es zugleich heftig zu verarschen. Wie hier schnieke überdrehte Synthies die Flöten-Bräsigkeit in die Malaria!-Sümpfe treiben, das ist zugleich slick und spröde. Und erinnert in der Herangehensweise an das, was F.S.K. (deren Michaela Melián dieser Tage auf Gudrun Guts Label Monika Enterprise ihr neues Album »Monaco« veröffentlicht) in ihrer transatlantischen Phase mit Americana angestellt haben und was Didi Neidhart als »produktive Missverständnisse« bezeichnet. Die B-Seite der Single: Ein Stück vom letztjährigen Soloalbum »Wildlife« im Remix von Brandt Brauer Frick, die mit ihren Reterritorialisierungen elektronischer Musik für linke Theaterfans die Aufmerksamkeit nicht verdienen. Wer schon vorher wusste, dass das Klavier ein Rhythmusinstrument ist, wird auch bei »Tiger« einen gewissen Mehrwert vermissen.
Text: Steffen Greiner | 21.09.2013
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