Barbara Mogenstern bat pro Track jeweils einen ihrer Freunde, Bekannten oder Weggefährten um einen Beitrag. Das Resultat bleibt herkömmlich, also fantastisch.
Kollaborationen gelten nicht ohne Grund als problematischste Disziplin der Popmusik. Was im Jazz oder HipHop noch strukturell via Jam oder Battle zu nicht immer überzeugenden Ergebnissen führen muss, wird im Rock als sportliche Supergroup-Leistungsschau vollends verdächtig. Viel zu oft schwächen sich große Talente im Zusammenspiel gegenseitig, überlappen sich, statt sich zu ergänzen, und produzieren seltsam ziellose Dokumente, die nur noch Spuren der jeweiligen signature sounds aufweisen. Warum das Prinzip einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit in der elektronischen Musik nie wirklich Fuß fassen konnte und dieses ach so offene Genre jenseits der üblichen Remix-Aufträge alles andere als empfänglich scheint für den Input von außen, beleuchten zufällig zwei aktuelle Beispiele.
Da wäre zum einen die dauersympathische Sängerin, Keyboarderin und Produzentin Barbara Morgenstern, deren reduziert-hermetisches System aus lyrik- und klaviergetragenen Electronica-Entwürfen in den letzten 20 Jahren nur wenige Kollaborateure benötigte, aber von einem permanenten Aufbrechen gewohnter Arbeitsstrukturen gekennzeichnet war. Nach dem komplett englisch eingesungenen Sweet Silence von 2012 führt die Berlinerin nun mit Doppelstern ihre Reise ins musikalische Neuland fort. Sie bat pro Track jeweils einen ihrer Freunde, Bekannten oder Weggefährten (darunter Justus Köhncke, Gudrun Gut, Hauschka, T. Raumschmiere) um einen Beitrag. Das sollte man wissen. Denn wüsste man es nicht, würde es auch nicht weiter auffallen, so wenig stört die bunte Gästeliste die stille Dominanz, die Ruhe und Ordnung der Morgenstern-Meditationen.
Das Resultat bleibt herkömmlich, also fantastisch. Aber es wäre spannend gewesen, hätte sich Morgenstern ihre Wahlverwandten außerhalb der eigenen Wohlfühlzone gesucht. Kaum auszumalen wäre etwa eine Kollaboration mit Till Lindemann, dem anderen großen Minimalist der deutschsprachigen Poplyrik: a match made in heaven.
Markus Farr